Landschaft schnell

Daniela Butsch, Landschaft schnell | landscape fast, Videostill, 2003
Daniela Butsch, Landschaft schnell | landscape fast, Videostill, 2003

landschaft schnell von Daniela Butsch

Daniela Butsch konzeptioniert mit „landschaft schnell“ eine Videoprojektion auf und durch die Scheibe des Galerieraums auf die gegenüberliegende Häuserwand, sowie die Spiegelung der Projektion im inneren des Raums. Ausgangsmaterial sind Videosequenzen von Landschaftsaufnahmen, welche in schneller Kamerabewegung aufgenommen und von Butsch für den künstlerischen Kontext weiter aufgearbeitet wurden. Neben den bereits bei der Aufnahme erzielten Verwischungen von Farben und Licht ist das prägende gestalterische Element hierbei Butschs virtuoser Umgang mit dem zeitlichen Ablauf ihrer visuellen Versatzstücke. Dabei bricht Butsch die Kontinuität der Bildbewegung durch deren zeitliche Sezierung und gewinnt hierdurch eine energetisch stark aufgeladene visuelle Dynamik, welche durch kurze, stakkatoartige Standbildfolgen generiert wird.
Durch die fehlende zeitstarre Verkoppelung der Einzelprojektionen, den unterschiedlichen Längen der jeweiligen Projektionssequenzen und den Gleichlaufschwankungen der Abspielgeräte ergeben sich zufallsgesteuert variierende zeitliche Bezüge der Projektionen zueinander. Die chaotische Taktung der Hell- Dunkel-Abläufe bei gleichzeitiger Referierung auf ein und den selben Pool von Videoloops konglomeriert zu einer Art „visuellem Freejazz“ mit einem vergleichbaren Reiz der energetischen Interferenzen. Trotz der jeweils de facto autarken und zueinander wechselwirkungsfreien Projektions-Systeme scheinen diese aufeinander zu reagieren und immer wieder neu miteinander zu interagieren.
Neben dieser zeitlichen Gestaltung der polyrhythmischen Mehrfachprojektion verwirklicht Butsch in ihrer Konzeption eine grundlegende Erweiterung ihres Mediums. Die für die vielschichtigen symbolischen Implikationen ihrer auf Gebäude projizierten „electronic paintings“ bekannte Künstlerin erschließt durch die Verwinkelung der planen Projektionsflächen zueinander die dritte Dimension und erweitert somit ihr Konzept der elektronischen Malerei zur elektronischen Skulptur. Die Skulptur aus Lichtschnitten im architektonischen Raum in der für Butsch typischen semantischen Verschränkung von Architektur und Projektion offenbart in besonders reizvoller Weise ihr Sujet.

Anke Schuster, Kunsthistorikerin